Abstinenz ist nicht alles.
Aber ohne Abstinenz ist alles nichts.
" Wenn du einem geretteten Trinker begegnest, dann begegnest du einem Helden. Es lauert in ihm schlafend der Todfeind. Er bleibt behaftet mit seiner Schwäche und setzt seinen Weg fort durch die Welt der Trinkunsitten, in einer Umgebung, die ihn nicht versteht, in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält, in jämmerlicher Unwissenheit auf ihn herabzuschauen, als auf einen Menschen zweiter Klasse, weil er es wagt, gegen den Alkoholstrom zu schwimmen.
Du sollst wissen: Er ist ein Mensch erster Klasse. "
Friedrich von Bodelschwingh (1831 - 1910), evangelischer Pastor, Begründer der Heilstätten für Epileptiker und Geisteskranke Quelle: »Suchtfibel«
Diese wenigen Zeilen – obwohl vor mehr als 100 Jahren geschrieben – geben treffend die Situation wieder, mit der suchtkranke Menschen in unserer heutigen Gesellschaft leben müssen. Anders als bei Diabetes, Krebs oder anderen psychischen oder organischen Störungen sehen sich Suchtkranke gleich welcher Art massiven Vorurteilen gegenüber. Dass es sich bei der Suchtkrankheit um eine psychisch, später auch physisch bedingte Krankheit handelt, wissen allerdings nur die wenigsten. Man befasst sich mit den Anzeichen von „Sucht” meist erst dann, wenn man direkt oder indirekt (selbst, in der Familie, im Freundes- oder Bekanntenkreis) damit in Berührung kommt.